Funktionsanalyse

Kiefergelenksprobleme und muskuläre Verspannungen im Kopf- / Halsbereich sind in der heutigen Zeit ein zunehmend häufig auftretendes Problem bei unseren Patienten. Die Ursachen hierfür sind sehr vielfältig und häufig lassen sich diese Beschwerden durch Physiotherapie oder andere Maßnahmen nicht bessern.

Ein Grund für die Beschwerden kann eine sogenannte Craniomandibuläre Dysfunktion (kurz: CMD) sein.

Der Begriff Craniomandibulär setzt sich aus den lateinischen Begriffen Cranium (Schädel) und Mandibula (Unterkiefer) zusammen. „Dysfunktion“ stammt ebenfalls aus dem Lateinischen und bedeutet Fehlfunktion oder Funktionsstörung.

Die CMD kann mithilfe einer sogenannten Funktionsanalyse diagnostiziert werden, die sowohl manuell als auch instrumentell erfolgt. Wir beschreiben Ihnen im Folgenden, wie eine Funktionsanalyse in der Regel abläuft und welche Ergebnisse diese liefert.

Was ist eine CMD?
CMD bezeichnet eine Craniomandibuläre Dysfunktion, eine Fehlstellung der Kiefergelenke, der Kiefergelenksmuskulatur oder des Kauapparates. Diese kann verschiedenste Ursachen haben, z.B. eine zu hoch stehende Füllung, Zähneknirschen (Bruxismus) oder aber auch durch einen Unfall verursacht sein. Aber auch nicht naheliegende Ursachen wie ein Hüft- oder Beckenschiefstand können eine CMD begünstigen. Die Kiefergelenksmuskulatur ist eng mit der Rückenmuskulatur verbunden, weshalb sich eine CMD auf den gesamten Körper, aber umgekehrt sich auch eine Fehlstellung des Körpers auf den Kiefer auswirken kann. Daher ist eine CMD auch nicht immer sofort feststellbar, denn viele Patienten gehen mit Rückenschmerzen zunächst zum Orthopäden oder Physiotherapeuten, statt zum Zahnarzt.

Mit der Funktionsanalyse eine CMD feststellen
Wenn Patienten sich über häufig auftretende Kopf-, Nacken- oder Rückenschmerzen, Tinnitus, Beinschmerzen oder Kieferschmerzen beschweren, jedoch durch verschiedene Arztbesuche keine Linderung der Beschwerden bewirken, liegt der Verdacht auf eine CMD nahe. Da eine Fehlfunktion des Kiefergelenks nicht immer sichtbar oder spürbar ist, hilft eine Funktionsanalyse beim Zahnarzt dabei, eine CMD diagnostizieren zu können. Sie gibt Aufschluss über die Gesundheit des Kiefers und seiner Gelenke und zeigt die Funktion der Kaumuskulatur und der Kiefergelenke auf. Liegen Unstimmigkeiten dieser Gelenke und der Muskulatur vor, spricht man von einer Funktionsstörung. Die CMD umfasst dabei verschiedene Funktionsstörungen. So zählen Arthropathien, also Kiefergelenksstörungen, Myopathien, Kaumuskulaturstörungen und Okklusopathien, Okklusionstörungen, zu den Funktionsstörungen. Eine Okklusionsstörung bezeichnet dabei einen falschen Biss, also dass Ober- und Unterkiefer nicht mehr richtig miteinander verzahnt sind.

Die Funktionsanalyse untersucht also verschiedene Fehlstellungen, die Bisslage, die Kaumuskulatur und die Kiefergelenke und deckt kleinste Veränderungen auf, die schon Grund für eine CMD sein können. Daher ist sie für die CMD Diagnostik unverzichtbar.

Wir unterscheiden zwischen einer manuellen und einer instrumentellen Funktionsanalyse. Die manuelle Funktionsanalyse erfolgt dabei immer zuerst. Beide Arten der Analyse werden häufig angewendet, verursachen keine Schmerzen und liefern eindeutige, aussagekräftige Ergebnisse.

Manuelle Funktionsanalyse
Bei der manuellen (klinischen) Funktionsanalyse werden Veränderungen des Kiefers oder der Kaumuskulatur durch Abtasten und Betrachtung festgestellt. Bevor dies erfolgt, muss der Patient einige Fragen auf einem Anamnesebogen beantworten, die die Lokalisation, Dauer und Stärke seiner Schmerzen betreffen. Anhand dieser Antworten hat der Zahnarzt erste Eindrücke und kann gezielte weitere Fragen stellen, bzw. durch Abtasten weitere Erkenntnisse sammeln.

Zunächst werden Kau- und Kopfmuskulatur durch Abtasten auf Druckempfindlichkeit untersucht. Zudem wird festgestellt, ob der Patient Einschränkungen beim Öffnen und Schließen des Mundes aufweist. Auch die Körper- und Kopfhaltung des Patienten werden analysiert. Anschließend erfolgt eine Kontrolle auf Frühkontakte. Damit ist gemeint, dass bestimmte Zähne oder Zahnreihen früher aufeinanderbeißen, als der Rest der Zähne. Der Patient beißt dafür auf eine färbende Folie, sodass der Zahnarzt anschließend erkennen kann, ob ein falscher Biss vorliegt. Frühkontakte entstehen z.B. aufgrund von zu hochliegenden Füllungen oder Unregelmäßigkeiten im Zahnersatz. Dann stimmt die Okklusion nicht mehr.

Wenn die manuelle Funktionsanalyse viele Rückschlüsse auf eine CMD zulässt, wird die instrumentelle Funktionsanalyse eingeleitet. Die manuelle Funktionsanalyse dient also gewissermaßen als Basisuntersuchung für weitere Diagnoseverfahren ( z.B.  MRT, CT oder DVT).

Instrumentelle Funktionsanalyse
Bei der instrumentellen Funktionsanalyse werden nun, wie der Name es sagt, Instrumente eingesetzt. Es werden die Schädel-Kiefer-Achse, die Kiefergelenksbewegungen sowie die Kontaktpunkte der Zähne analysiert. Spezielle Messverfahren bieten hier deutliche Aussagen über die Gesundheit der Kiefergelenke.

Meist werden zunächst zunächst Abdrücke von Ober- und Unterkiefer genommen sowie ein Bissregistrat angewendet. Dies ist eine weiche Platte aus Kunststoff, Wachs oder manchmal auch Metall, auf die der Patient beißen muss. Das Registrat zeichnet die aktuelle Beziehung  von Unterkiefer und Oberkiefer zueinander auf, ohne jedoch Anhaltspunkte über die Position der Kiefergelenke zu liefern.

Ein weiteres Instrument dieser Funktionsanalyse ist der Gesichtsbogen. Mit diesem können einige Achsen und Orientierungslinien vom Patienten abgeleitet werden. Diese werden anschließend genutzt, um die Gipsmodelle des Patienten  möglichst genau in einen Artikulator einsetzen zu können. Ein Artikulator ist ein Gerät, das standardisiert, teilweise individuell einstellbar die Situation des Patientengebisses und seiner Bewegungen wiedergeben kann. Er imitiert also quasi die Kaubewegungen des Patienten, dadurch kann der Zahnarzt Rückschlüsse auf den Zustand des Kiefers ziehen und Maßnahmen für die CMD Behandlung planen.

Mittlerweile gibt es zudem auch hochsensible computergestützte Verfahren, die die Bewegung und den Kaudruck des Patienten aufzeichnen und diese Messdaten digital darstellen. Diese Kiefergelenksvermessung bietet die Möglichkeit, die Gelenkräume im 0,1mm- Bereich dreidimensional darzustellen, was für eine wirksame CMD – Therapie unerlässlich ist, da bereits eine Gelenkraumeinengung von 0,1 mm zu massiven Beschwerden und Schmerzen führen kann.

Therapie bei CMD
Ziel der Kieferbewegungssimulation ist es, die Lagebeziehung zwischen Zähnen und Kiefer so oft zu verändern, bis die für den Patienten optimale Lage erreicht ist. Auf Basis der Ergebnisdaten wird dann ein individueller Behandlungsplan erstellt. Die Art der Behandlung richtet sich nach der Ausprägung der festgestellten Fehlfunktionen.

Mögliche Behandlungsmethoden sind:

  • Schienentherapie: Mit Hilfe von Zahnschienen (Funktionsschienen) wird dafür gesorgt, dass die Zähne während des Schlafens nicht zu fest aufeinander pressen. Das kann für eine Entspannung der Kiefergelenke und -muskulatur sorgen.
  • Physiotherapie: In Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten können bestimmte Übungen durchgeführt werden.
  • Korrektur von Zahnfehlstellungen: Möglicherweise sind Fehlstellungen der Zähne der Ursprung des Problems. Weitere mögliche Komplikationen im Mund- und Kieferraum sind denkbar, werden von uns gründlich untersucht und gegebenenfalls behandelt.

Kosten der Funktionsanalyse
Leider übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten der Funktionsanalyse nicht. Der Patient muss diese Art der Diagnostik selber bezahlen, dabei kann der Preis stark variieren. Je nach Schweregrad der CMD und Aufwand der Funktionsanalyse. Weitere Diagnoseverfahren und Therapieansätze werden zumeist ebenfalls nicht von der gesetzlichen Krankenkasse getragen.